impressionen aus der manufaktur
gewachsen an der herausforderung
Die Stuhlfamilie Abbey trägt die Expertise aus über 140 Jahren Handwerkskunst von Horgenglarus in sich: das tiefe Wissen um die Ergonomie des guten Sitzens, das behutsame Dämpfen und Biegen von Holz, die kunstvolle Verarbeitung der gebogenen Formen, den präzisen Zusammenbau und die sorgsame Veredelung bis zum letzten Schliff.
Und dann auch Neues: denn Abbey hat uns herausgefordert, an Grenzen geführt – und darüber hinaus. Die Anforderung an die Form und die Komplexität der Linienführung stellte unser Können auf die Probe, brachte uns an den Rand des Möglichen und ließ uns daran wachsen.
Der Entwurf von Bernhard Aebi entstand in engem Austausch mit unserem Prototypenbauer Pietro Pulieri. Der gesamte Entstehungsprozess blieb konsequent analog: Jede Linie, jede Rundung, jeder Übergang entstand im direkten Dialog mit dem Material. Dutzende Prototypen wurden gebaut, bis die drei Modelle von Abbey – Stuhl, Armlehnstuhl und dreibeiniger Barhocker – in ihrer jeweiligen Eigenständigkeit, Proportion und Dimension stimmig waren.
Ein zentrales gestalterisches Ziel war ein besonders schlanker Sitzrahmen, so schmal wie konstruktiv möglich und ohne zusätzliche Stabilisierungselemente. Eine Hommage an den Wienerstuhl, dessen schlanke Zarge Horgenglarus einst auf 65 mm verstärkte, um den Stabilisierungsring des Originals überflüssig zu machen. Für Abbey wurde eine neue Art der Verschraubung entwickelt, die es ermöglicht, die Zarge auf nur 38 mm zu reduzieren ohne Einbußen bei der Stabilität. Was dem Stuhl nicht nur eine optische Leichtigkeit gibt, sondern auch deutlich an Gewicht reduziert.
Der hohe Komfort der Rückenlehnen ergibt sich aus deren Zweiteilung mit unterschiedlichen Neigungswinkeln: für aufrechtes Sitzen und entspanntes Zurücklehnen. Die Armlehnen sind so geformt, dass die Arme beim Sitzen entspannt auf Tisch und Lehne gelegt werden können. Dabei sind Winkel und Radien stets so gewählt, dass sich die Form ganz selbstverständlich angenehm anfühlt, ohne störende Kanten.
Auch wenn sich Abbey auf den ersten Blick grafisch und geradlinig zeigt: Keine Kante bleibt, wie sie beginnt. Linien drehen, winden sich oder lösen sich in weichen Rundungen auf. Die Verbindung von runden und eckigen Querschnitten, die asymmetrische Anordnung der Winkel – all das war eine echte Herausforderung.
Zur Umsetzung dieser komplexen Formen kombiniert Horgenglarus sein Handwerkswissen mit modernster Fertigungstechnologie. Eine Schlüsselrolle spielt dabei unsere neueste CNC-gesteuerte Fräsmaschine, seit Sommer 25 in unserer Manufaktur und die erste ihrer Art in der Schweiz. Sie ist in der Lage komplexe gedrehte, organische Rundungen direkt aus dem Material herauszuarbeiten. Die Programmierung der Bauteile für Abbey war eine technische Spitzenleistung für sich: Jede Fräsbahn, jeder Übergang wurde in unzähligen Iterationen getestet, bis jedes Teil den Entwurf exakt widerspiegelte – reproduzierbar, fehlerfrei und in perfekter Form. Was dann präzise aus der Maschine kommt, verlangt meisterhafte Handarbeit. Das Schleifen der komplexen Formen erfordert höchste Sorgfalt, Präzision und Erfahrung.
Nach Jahren intensiver Entwicklung, dem Bau unzähliger Prototypen und der Übersetzung in einen serienreifen Produktionsprozess sind wir stolz, mit Abbey nicht nur eine neue Stuhlfamilie zu präsentieren, sondern auch neue Maßstäbe für das setzen zu dürfen, was in unserer Manufaktur möglich ist.